Scheuerfeld wurde erstmals im Jahre 1100 in einer Urkunde, die als Abschrift im Kopialbuch der Probstei des Benediktinerklosters Saalfeld zu finden ist, unter dem Namen Schurinuelt erwähnt. Damals bestand das kleine Dorf aus 11 bis 12 Zinsgütern und einer Kapelle. Die bis 1297 erhaltenen Urkunden lassen erkennen, daß der größere Teil des Dorfes samt der Kapelle durch Schenkung an die Benediktinerabtei Saalfeld übereignet wurde. Der Rest gehörte Vasallen der Grafen von Wildberg. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts erwarb die Zisterzinserabtei Langheim für ihren Klosterhof Tambach die Lehensrechte über fast alle Zinsgüter in Scheuerfeld.
Scheuerfeld bedeutet „Scheune in der Flur“. Originale Schreibformen von 1100 bis heute sind: Schurinuelt, Scurinfeld, Schurevelt, Schurfelt, Schewerfelt, Schewerfeldt, Scheuerfeldt und seit Mitte des 17. Jahrhunderts Scheuerfeld. Das Scheuerfeld, von dem um 1100 die Rede ist, bestand aus den oben genannten Anwesen sowie der Flur von Dörfles (bei Scheuerfeld), das zu diesem Zeitpunkt wüstlag. Daneben gab es Oberhergramsdorf, das nahe an Scheuerfeld grenzte. Es wurde vermutlich im 14./15. Jahrhundert verlassen und die Flur an Scheuerfeld angegliedert.
Mit Beginn des 16. Jahrhunderts werden die Aufzeichnungen über Scheuerfeld häufiger. Ihnen ist zu entnehmen, daß es zu dieser Zeit mit der Landwirtschaft nicht zum Besten stand. Zahlreiche Felder und Wiesen lagen wüst und in Ellern. Über Jahrhunderte hinweg finden sich immer wieder Hinweise über die schlechte Bodenqualität in Scheuerfeld und die daraus resultierende harte Arbeit der Bauern. Überall standen Dornhecken und wildwachsende Pflaumenbäume, so daß man im ganzen Land seinen Spott darüber hatte. Begegneten sich zwei Coburger Bürger, und fragte einer den anderen: „Wohin des Weg’s?“ So lautete oft genug scherzweise die Antwort: „Nach Scheuerfeld, in die Pflaumen.“
Nicolaus Zech, seines Zeichens Rentmeister und Kammerrat des Herzogs Johann Casimir, kaufte aus den Besitzungen des Klosters Langheim 1588 einen Hof nach dem anderen aus dem Dorf Scheuerfeld auf. Ihn reizte es, aus diesen, oft vernachlässigten, Ländereien etwas zu machen, den Wert zu steigern und die Landwirtschaft zu heben. Von Herzog Casimir bekam er den Eichhof als Geschenk. Sein landwirtschaftlicher Erfolg wirkte ansteckend auf die Bauern. 1597 erwarb er sämtliche Lehensrechte vom Abt des Klosters Langheim und war damit Lehensherr von Scheuerfeld geworden. 1598 wurde er Dorfherr, nachdem er die entsprechenden Rechte in einem Begnadigungs- und Befreiungsbrief von Herzog Johann Casimir erhalten hatte. Zech nutzte seine Rechte voll aus und entfaltete in Scheuerfeld eine rege Bautätigkeit. So baute er die erste Mühle im Grund, ein Brauhaus und für sich selbst ein Wohnhaus. Er errichtete eine Pfarrei und berief 1601 den ersten Lehrer und den ersten Pfarrer in Scheuerfeld. Intriganten am herzoglichen Hof erreichten es, daß Zech in Ungnade beim Herzog fiel und 1603 verhaftet wurde. Nach einem unrühmlichen Prozeß starb er 1607 in der verhängten Kerkerhaft auf der Veste Coburg.
Sein Erbe ging an die beiden unmündigen Kinder Helena und Markus. Helena Zech heiratete 1612 Dr. jur. Johann Christian Merklin, dessen Vater der Würzburger Bürgermeister Philipp Merklin war. Durch den frühen Tod seiner Frau Helena 1615 und dem Ankauf von Markus Zechs Erbanteil wurde Merklin 1622 alleiniger Besitzer und Dorfherr.
In die Zeit, als Merklin Eigentümer Scheuerfelds war, fällt auch der 30jährige Krieg und damit wohl die schwerste Zeit der Scheuerfelder. Die einfallenden und durchziehenden Kompanien, Regimenter, Fußvolk und Reiter hausten derart übel im Dorf daß nahezu nichts mehr übrigblieb. Sogar dem ehrwürdigen Dorfpfarrer Balthasar Bertsch, der 20 Jahre seiner Gemeinde treu gedient hatte, brachten die furchtbaren Bedrängnisse und Mißhandlungen durch das zuchtlose Kriegsvolk schließlich Siechtum und Tod. Nicht wenige der Dorfleute starben an den erlittenen Drangsalen.
Durch Erbschaft gelangte Georg Christoph von Merklin in den Besitz von Scheuerfeld. Er baute 1712- 1714 das „Castrum am alten Bau“, das neue Schloß. Er zeigte sich auch sonst als baufreudiger Herr. Auf der Flur von Dörfles baute er das Wirtshaus, schmückte es mit seinem Wappen und gab damit den Anstoß zum Wiedererstehen von Dörfles. Sein Eifer trug wohl mit dazu bei, daß das Rittergut Scheuerfeld 1727 in Konkurs ging. Durch verschiedene Verkäufe und Erbschaften gelangte das Gut Anfang des 19. Jahrhunderts in die Hände der Familie Otto. Der geheime Finanzrat Dr. Carl Otto, der 1893 im Alter von 73 Jahren verstarb, vermachte das Rittergut der Kirche zu Scheuerfeld. Seitdem ist das Schloß Pfarrhaus.
1868 verfügte das herzoglich-sächsische Staatsministerium die bis dahin selbständige Gemeinde Eichhof an Scheuerfeld anzugliedern. Weder der Scheuerfelder, noch der Eichhofer Gemeinderat setzten der Fussion ernsthaften Widerstand entgegen. Ganz anders verhielt es sich mit der Eingemeindung von Dörfles bei Scheuerfeld. Nach viel Streit gilt die Gemeinde Dörfles aufgrund einer Anordnung aus dem Jahre 1869 als aufgelöst und mit Scheuerfeld vereinigt. Somit war aus den einzelnen Gemeinden Scheuerfeld, Eichhof und Dörfles ein neues Gemeindegebiet Scheuerfeld entstanden.
Als am 01. August 1914 die Mobilmachung befohlen wurde und der erste Weltkrieg begann, gingen reichlich 40 Jahre einer friedlichen Periode mit aufsteigender wirtschaftlicher Entwickung zu Ende. Doch war Scheuerfeld immer noch ein Bauerndorf. Ein gewisser Wohlstand war aber eingekehrt, eine Anzahl Häuser neu gebaut worden und die Einwohnerzahl von 540 im Jahr 1864 auf 758 im Jahr 1910 angewachsen. Die Entwicklung kam mit dem Kriegsausbruch zum Stillstand, die Männer wurden eingezogen, die Industrie stellte auf Kriegswirtschaft um. In Scheuerfeld fertigten die Korbmacher, hauptsächlich Frauen und Kinder, jetzt Geschoßkörbe. Der Kriegsverlauf und das Ende sind bekannt. 37 Männer aus Scheuerfeld kehrten nicht mehr heim.
1919 nachdem der Coburger Herzog Carl Eduard abgetreten war, war über die weitere Zukunft des Landes zu befinden. In der Gemeinde Scheuerfeld lehnten es von 252 Wählern 231 ab, daß sich der Freistaat Coburg mit anderen Kleinstaaten zu einem Land Thüringen zusammen schließen soll. Insgesamt quotierten 88 % der Coburger Bevölkerung mit Nein und so war der Weg frei für den Anschluß des Coburger Landes an den Freistaat Bayern. In der Folge hatte Scheuerfeld wie das ganze Land bis zum Dezember 1923 mit der Inflation zu kämpfen. Die Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg verlief in Scheuerfeld wie überall in Deutschland; auch hier ging der Nationalsozialismus nicht spurlos vorüber.
1942 hatte Scheuerfeld bereits 22 Gefallene zu beklagen, davon allein 19 in Rußland. Die Versorgung der Bevölkerung wurde schwieriger, Brot und Butter bzw. Fett wurden knapp. Viele, die nur auf ihre Lebensmittelmarken angewiesen waren und Hunger litten, halfen sich mit Kartoffeln und Haferflocken über die Runden. Jeder Quadratzentimeter Garten wurde genutzt. Mit Kleinvieh wurden die Fleischrationen aufgebessert.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Scheuerfeld, im Herzen Deutschlands gelegen, fernab von den Industriezentren und deshalb kaum gefährdet, von der damaligen Regierung und der NSDAP immer wieder dazu ausersehen, Flüchtlinge aus Gebieten aufzunehmen, die in Gefahr geraten waren. 1942, mit Beginn des Bombenkriegen, kamen vereinzelt Familien aus den Großstädten des Ruhrgebietes und aus Hamburg an, die bei Verwandten in Scheuerfeld Unterschlupf fanden. Ab 1944 verließen in Siebenbürgen, im Banat und in Kroatien viele Auslandsdeutsche ihre Höfe und Dörfer. Zu dieser Zeit war es schon sehr eng in Scheuerfeld geworden und es entstanden durch den beschränkten Wohnraum Probleme. Dazu kam zu Beginn des Jahres 1945 eine Flüchtlingswelle aus Ostpreußen und Schlesien.
Der Wirtshaussaal und die Schule waren die ersten Quartiere. Ab April 1945 kamen monatelang heimatlose Soldaten und vertriebene Sudetendeutsche dazu. Damals diente das Hutholz als Brenn- und Baumateriallager; kein einziger Baum stand mehr.
Am späten Nachmittag des 11. April 1945 rollten von Weidach her die amerikanischen Panzer nach Scheuerfeld. Weitere Panzerkolonnen fuhren am 12. April von Hergramsdorf kommend nach Scheuerfeld ein. Durch das mutige und besonnene Verhalten einiger Ortseinwohner entstand im Ort kein Personen- und Sachschaden. Die Amerikaner hatten Scheuerfeld besetzt und verhängte eine Ausgangssperre. Im Mai 1946 fanden die ersten freien und geheimen Wahlen statt. Die Versorgung war schwierig und die Jahre bis zur Währungsreform waren schlimme Hungerjahre, besonders für jene, die kein Land besaßen. Nach und nach kamen die Männer aus der Kriegsgefangenschaft heim oft in kranker, elender Verfassung.
Die Währungsreform am 20. Juni 1948 gab auch neue Hoffnung in Scheuerfeld. Mit der Wirtschaft ging es langsam aufwärts und schon baute man wieder neue Häuser am Schustersdam und in der Weidacher Straße. Die freie Marktwirtschaft hielt Einzug. 1951 wurde ein Kindergarten eingerichtet. Schulanbau und Neubau eines Feuerwehrhauses erfolgten in den Jahren darauf. Es entstand auch wieder ein reges Vereinsleben. Bis zum Ende der 60er Jahre entstanden außerdem die Kläranlage, neue Abwasserkanäle sowie Orts- und Verbindungsstraßen. 1971 konnte die Turnhalle Scheuerfeld eingeweiht werden.
Nachdem Anfang der 70er Jahre die Gebietsreform in Bayern vorangetrieben wurde und im Landkreis Coburg schon kleinere Gemeinden in größere eingegliedert waren, befaßte man sich auch in Scheuerfeld mit dieser anstehenden Problematik. Alternativ wurde diskutiert, ob Scheuerfeld mit anderen Gemeinden zusammen eine „Westgemeinde“ bilden solle oder sich an die Stadt anschließe. Am 23. April 1971 teilte die Gemeinde Scheuerfeld dem Landratsamt mit, daß sich Scheuerfeld nicht an der geplanten Westgemeinde beteiligen werde, sondern sich in die Stadt Coburg eingliedern lassen wolle, wenn ein entsprechender Eingemeindungsvertrag zustande komme. Der Eingemeindungsvertrag wurde am 26. August 1971 von den Bürgermeistern der Stadt Coburg und der Gemeinde Scheuerfeld unterzeichnet. Bei einer anschließenden letzten Abstimmung, erklärten sich dann 66 % der stimmberechtigten Scheuerfelder mit der Eingemeindung einverstanden. Mit Wirkung vom 01. Juli 1972 wurde aus der selbständigen Gemeinde Scheuerfeld ein Stadtteil Coburgs.
In der Zeit von der Eingemeindung bis heute wurden in Scheuerfeld zahlreiche Neubaugebiete erschlossen, so daß durch Zuzüge im Jahr 1998 2249 Einwohner gezählt werden konnten. Heute verfügt Scheuerfeld über eine umfassende Infrastruktur, zu der neben Schule und Kindergarten zahlreiche Industrie- und Handwerksbetriebe zählen. Mehrer Gaststätten, Handelsgeschäfte, Ärzte, Apotheke, Sparkasse und vieles mehr runden das Bild ab. Der schnelle Verkauf der Grundstücke im Neubaugebiet Ölsch und die ungebrochene Nachfrage nach Bauplätzen in Scheuerfeld spiegeln die Beliebtheit eines der attraktivsten Stadtteile Coburgs wieder.
Text: Roland Eibl